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Fachdidaktik

- Einführung in die Didaktik der Informatik -

S. Spolwig
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Warum wird Schule veranstaltet?

"Die Existenz eines staatlich geregelten Pflichtschulsystems gehört in allen modernen Industrienationen zu den Selbstverständlichkeiten des sozialen Lebens. Bedingt durch diese Erfahrung der Selbstverständlichkeit wird sowohl den von Schule Betroffenen (z.B. Schülern, Eltern) als auch den für Schule Verantwortlichen (z.B. Lehrer, Schulverwaltung) nicht immer klar, wozu die Schule eigentlich da ist, welche Zwecke sie verfolgt, welche Wirkungen sie erreicht und welche offen erkennbaren, aber auch verdeckten Funktionen ihr zukommen. Und wenn man schon fragt, wozu die Schule da ist, so ist damit implizit zugleich die Frage gestellt, wozu sie denn nicht da ist.
....
Dabei werden im Wesentlichen

  • historisch-rekonstruktive Erklärungsmuster
  • pädagogisch-didaktische Begründungsformen,
  • sozialisationstheoretische Begründungsformen und
  • gesellschaftstheoretische Begründungsformen

unterschieden." (ruhr-uni)

 

 

 

 

 

 


Einige Antworten:

Alfred Lang (psy):

"...Schule sei eine "soziale (oder kollektive) Unternehmung"

Während solche Regulationsprozesse der Eigenständigkeit und Zugehörigkeit bei den stammesgeschichtlichen Vorläufern der menschlichen Art in hohem Masse durch stabile Instinktausstattungen für vorgegebene Lebensräume geleistet werden, sind für den Menschen eine massiv erhöhte Flexibilität des Verhaltensrepertoires (die individuell zu erwerbenden Kompetenzen) und eine massiv erhöhte Variabilität der Lebensräume (die Kultur bzw. die Kulturen in ihrer Gesamtheit) kennzeichnend. Für jede Kultur zu jedem Zeitpunkt ihrer Entwicklung ist ein jeweils spezifisches Gleichgewicht dieser gegenläufigen Prozesse charakteristisch. Die Existenz einer Gesellschaft hängt davon ab, dass diese Regulationsprozesse zu den umweltlichen Bedingungen passen und von allen Beteiligten (bis auf einen Rest innovativer Aussenseiter, welche die Anpassungsfähigkeit sichern) anerkannt oder eingehalten werden.

In solcher Situation, sage ich simplifizierend, haben Menschen vielleicht die Befürchtung entwickelt, dass die Angehörigen einer Gesellschaft die kulturellen Gegebenheiten und Techniken nicht mehr gewissermassen von selbst im Alltag erwerben könnten, und haben Einrichtungen zur Stärkung von Kollektivierungskräften hervorgebracht.

Die Schule ist eine der prominentesten davon. (Selbstverständlich hat die Schule auch andere Gründe, auf welche ich nicht eingehe, den Komplex von Herrschaft und Unterordnung aber doch erwähnen möchte.) Wenn nun die Schule in ihrem heutigen Selbstverständnis sich gewissermassen auf die Seite der Individualisierungskräfte schlägt oder in ihren sozialisierenden Zielsetzungen Verfahren einsetzt, welche die ringsum vorherrschenden sozialstrukturellen Verhältnisse negieren, verfehlt sie jedenfalls diesen ihren Sinn. Zur Begründung nur ein Beispiel: nicht einmal mehr das Militär, geschweige denn die Industrie, operieren (von wenigen Ausnahmen abgesehen) mit gleichschalterischen oder homogenisierenden Organisationsformen


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Hermann Giesecke: Wozu ist die Schule da?

" ... viele Eltern ihre eigene pädagogische Verantwortung mit ihren Kindern an der Schultüre abgeben in der Annahme, die Lehrer würden es schon richten, denn schließlich würden sie ja dafür bezahlt. Unterstützt wird diese Haltung dadurch, daß durch die Schulverfassungen die Eltern erhebliche Mitwirkungsrechte erhalten haben

Aufgabe der Schule ist demnach, mit ihren besonderen Möglichkeiten - nämlich denen des Unterrichts im weitesten Sinne - jedem Kind die Chance zu geben, seine Fähigkeiten in optimalem Maße zu entfalten, damit es in einer Gesellschaft voller Optionen eine individuell befriedigende Balance zwischen objektiven Anforderungen und subjektiven Bestrebungen finden und darauf seine persönliche Lebensplanung z.B. in beruflicher Hinsicht gründen kann.

Die Schule ist also eine Institution der Gesellschaft, die nicht einfach aus dem Willen der dort Versammelten resultiert, sondern deren Bestrebungen - bei aller Mitbestimmung - übergeordnet ist, weil sie eben wesentlich aus gesellschaftlichen Zwecken begründet ist."

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Suchtvorbeugung ?  ==> http://www.kks-plauen.de/aufgaben_der_schule.htm

Berufswahlhilfe ?        ==> http://www.do.nw.schule.de/berufswahl/sek1/hs/boerlass.htm

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Klafki: Bildungsfragen sind Gesellschaftsfragen  --> Epochaltypische Schlüsselprobleme

 


Einf.02

30. November 2007   Siegfried Spolwig

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