"Die psychologische Schule des
Behaviourismus erhebt den Anspruch, dass alle psychologischen
Erkenntnisse in Experimenten verifizierbar sein müssen. Man
beschränkt sich daher auf die Erklärung beobachtbarer Phänomene.
In Bezug auf die Lernpsychologie bedeutet das eine Konzentration auf
die Veränderung von Verhaltensweisen durch Lernprozesse. Das
Hauptziel des Behaviourismus liegt in der Bereitstellung von
Theorien zur Vorhersage bestimmter Reaktionen in einer
gegebenen Situation." (Hubwieser, S.3)
Darauf aufbauend ist eine erfahrungswissenschaftlich orientierte
Didaktik eine Theorie der Analyse und Konstruktion von zweckrational
optimierten Lernprozessen. Sie geht davon aus, dass eine Methodik
unter Laborbedingungen entwickelt werden kann, die unabhängig von
unterrichtspraktischen Entwicklungen gültig ist. Die Methodik hat
in diesem Konzept absoluten Vorrang vor Inhalten und Zielen. Deren
Festlegung wird weitestgehend als private Entscheidung dem Lehrenden
überlassen, auf die die Didaktik als Wissenschaft keinen Einfluss
nehmen will.
Im Rahmen dieses Grundgerüstes
entstanden verschiedene Didaktiken, die hier kurz vorgestellt werden
sollen:
· lernzielorientierte Didaktik
Innerhalb dieses Modells wird Lernen als Verhaltensänderung
aufgefasst. Die lernzielorientierte Didaktik will Lernziele so
formulieren, dass Verhaltensänderungen unmittelbar beobachtbar
werden. Zu diesem Zwecke wird ein (für den Lehrenden offenes)
Curriculum soweit gegliedert, dass kognitive, affektive und
psychomotorische Lernziele formuliert und deren Erreichen
konstatiert werden kann.
Lit.: Peterßen, W. H.: Grundlagen und Praxis des
lernzielorientierten Unterrichts, Otto Maier, Ravensburg 1974
· informationstheoretisch-kybernetische Didaktik
Unter Anwendung der Methoden der Informationstheorie und der
Kybernetik ist diese Didaktik auf reine Methodik reduziert. Dabei
wird zum einen der pädagogische Raum definiert, der die
Parameter Lernziel, Lehrstoff, Medium, Soziostruktur und
Psychostruktur aufweist, zum anderen die Struktur des
Lernprozesses als Regelkreis modelliert. In diesem ist
die Führungsgröße das Lernziel, der Regler der Lehrende, das
Stellglied der Lehr- und Lernprozess, die Regelgröße der Schüler.
Geschlossen wird der Regelkreis über den Messfühler Wahrnehmung
des Lehrers.
Lit.: Cube, F. von: Der kybernetische Ansatz in der Didaktik. Die
Deutsche Schule 60 (1968), S.391 - 400
Frank, H.: Ein Ansatz zu einer kybernetisch-pädagogischen
Lehrplanungstheorie. Neue Unterrichtspraxis (1974), S. 340 - 347
· systemisch-konstruktivistische Didaktik
Diese Didaktik ist kein abgeschlossenes theoretisches Modell. Der
Konstruktivismus geht davon aus, dass man Wirklichkeit nur subjektiv
wahrnehmen kann, sich somit objektive Realität der menschlichen
Wahrnehmung entzieht. Erkenntnisse sind vom Beobachter nicht zu
trennen. Die Welt wird in Form von Modellen konstruiert, die im Wege
der Kommunikation mit anderen Menschen verifiziert oder falsifiziert
werden können. Wahrnehmung kann daher nicht richtig oder falsch,
sondern nur passend sein. Für die Unterrichtsplanung ergeben sich
daraus folgende Konsequenzen: Unterrichten heißt konstruieren,
nicht rekonstruieren von Wirklichkeit; der Lehrer ist nur Moderator;
kreativen Unterrichtsformen ist der Vorzug zu geben; der Lehrende
soll selbstbestimmtes Lernen ermöglichen.
Lit.: Glaserfeld, E. von: Radical Constructivism: A Way of Knowing
and Learning. The Falmer Press, London, Washington 1995
· kritische Didaktik
Diese versteht sich als Korrektur und Weiterentwicklung der
bildungstheoretischen und lerntheoretischen Didaktik. Ihr zugrunde
liegt die Annahme der Notwendigkeit zur Reflektion des
gegenwärtigen Zustandes der Gesellschaft, der demokratischen
Verständigung über den Soll-Zustand und mögliche Wege dorthin.
Für die praktische Anwendung dieser Didaktik auf die
Unterrichtswirklichkeit bedeutet dies das permanente Hinterfragen
von Bildungsinhalten und Lernzielen, das Hinwirken auf eine
fortschreitende Emanzipation des Lernenden vom Lehrenden, aber auch
die Beschäftigung mit Aspekten der humanen Lebensführung, wie dem
Schaffen angstfreier Lernumgebungen oder dem Umgang mit Störungen.
Lit.: Schäfer/Schaller: Kritische Erziehungswissenschaft und
kommunikative Didaktik. Quelle und Meyer, Heidelberg, 1971
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