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M-V-C Implementierung

S. Spolwig


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Hinweise zur Implementation von MVC mit DELPHI

Die allgemeine Beschreibung finden Sie unter MVC-Konzept. Den kompletten Quellcode unter den Links im Text, weitere Programmbeispiele unter Modellierung mit UML und downloads.

Alle Rahmenplanentwickler, die etwas auf sich halten, haben in den letzten Jahren die Behandlung des MVC-Konzepts in die Unterrichtspläne geschrieben. Was auch immer unter Behandlung verstanden wird, für unsere Schule hieß das schon immer, alle Programme (also auch die sogenannten kleinen) werden unter diesem Design entwickelt und geschrieben. Das bedeutet, daß die Implementierung der Einfachheit des Konzepts (Trenne Daten und ihre Repräsentation!) zu folgen hat und  der Programmieraufwand niedrig gehalten werden muß.

Genauso einfach ist scheinbar die Programmieraufgabe: benötigt werden Mechanismen, die die  Daten zwischen GUI und Model hin- und hertransportieren, wenn entsprechende Ereignisse aufgetreten sind. Dazu kommen in Frage:
 

  1. Polling 
    D. h. das GUI fragt das Model nach den Daten ab und aktualisiert den View.
     

  2. Observer Pattern Design
    ist ein Mechanismus, der automatisch jede Änderung des Zustands des Datenobjekts überwacht und erforderliche Aktualisierungen vornimmt. Näheres in der Fachliteratur. JAVA bietet dazu passende Klassen an, um Controller/View-Ereignisse 'zu Fuß' zu programmieren. In DELPHI ist das eher unüblich.
     

  3. Selbstgeschriebene Ereignisroutinen
    Das Model erhält eine Ereignismethode (Zeiger), die vom GUI ausgewertet wird und automatisch den View aktualisiert.
     

  4. Bewertung
     

Die Aufgabe / Beispiel

Ein Programm berechnet den B.M.I.-Faktor einer Person. Es hat eine Fachklasse TPerson und die GUI-Klasse TFensterFrm.

Der Button
updateModel schickt die Daten ans Model
updateView holt die Daten und aktualisiert den View
Abnehmen reduziert den Wert von Gewicht.

Polling1
Bild 1
 

1.1  Manuelles Polling über GUI-Komponenten

Die Aktionen werden durch getrennte GUI-Komponenten realisiert, was bei den meisten Anwenderprogrammen angebracht ist.

Die Fachklasse TPerson hat nur die notwendigen Set- und Get-Methoden.

TPerson = class(TObject)
   private
    Name    : string;
    Groesse : real;
    Gewicht : real;
   public
   ...
    procedure SetName (n : string);
    function  GetName : string;
   ...

Die GUI-Klasse übernimmt Control- und Viewaufgaben.

unit uFenster;
INTERFACE
// ======================================================================
uses
  ...
  uPerson;


TFensterFrm = class(TForm)
    GroesseLbl: TLabel;
    ...
    procedure updModelBtnClick (Sender: TObject);
    procedure updViewBtnClick(Sender: TObject);
   
procedure AbnehmBtnClick(Sender: TObject);

   private
    Person : TPerson;             // ---  Model PERSON
   
procedure Init;
    procedure DatenAktualisieren;
// -- hier der Datentransport
    procedure MaskeAktualisieren;

end; 

IMPLEMENTATION
// ======================================================================
....
Procedure TFensterFrm.DatenAktualisieren;
// ----------------------------------------------------------------------
// Eingaben aus den Editfeldern an das Model-Objekt übergeben

begin
  Person.SetName (NameEdt.Text);
  Person.SetGroesse (StrToFloat (GroesseEdt.Text));
  Person.SetGewicht (StrToFloat (GewichtEdt.Text));
end;

procedure TFensterFrm.updModelBtnClick(Sender: TObject);
// ----------------------------------------------------------------------
// Ereignis starten

begin
  DatenAktualisieren;
 
Init;               // Eingaben im Fenster löschen
end;

procedure TFensterFrm.MaskeAktualisieren;
// ----------------------------------------------------------------------
// Objektdaten an die View-Komponenten übergeben

begin
  NameEdt.Text    := Person.GetName;
  GroesseEdt.Text := FloatToStr (Person.GetGroesse);
  GewichtEdt.Text := FloatToStr (Person.GetGewicht);
  BmiEdt.Text     := FloatToStr (Person.HatBMI);
end;

procedure TFensterFrm.updViewBtnClick(Sender: TObject);
// ----------------------------------------------------------------------
// Ereignis starten
begin
  MaskeAktualisieren
end;

...

 

1.2  Manuelles Polling (halbautomatisch) über GUI-Komponenten
 
Wenn die Ausgabe von Ergebnissen und Daten unmittelbar nach der Eingabe erwünscht ist, kann man den Aufruf MaskeAktualisieren in die upDateModel-Komponente legen und auf die upDateView-Komponente verzichten. Der Rest bleibt gleich.
 
procedure TFensterFrm.updModelBtnClick(Sender:TObject);
// ------------------------------------------
// Ereignis starten

begin
  DatenAktualisieren;
 
Init;
  MaskeAktualisieren;
end;

 

Polling2
Bild 2
 

2. Observer Pattern Design

Kicken für Quelltext Klicken für Quelltext Klicken für Quelltext Klicken für Quelltext Klicken für Quelltext Observer Pattern
Bild 3 - [Klicken Sie für den Quelltext auf die Klasse]

Reichlich Aufwand, um eine Klasse Person zu observieren ...
Durch die Auslagerung von Observer-Code in die Oberklasse bleibt dann aber nur der RunObservers-Aufruf in den Set-Methoden.
 

procedure TPerson.SetName (n : string);
//----------------------------------------------
begin
  fName := n;
  fObserverMgr.RunObservers; // Message absenden
end;

und im GUI
 

procedure TFensterFrm.FormShow(Sender: TObject);
// ---------------------------------------------
begin
  Person := TPerson.Create;
  Person.AddObserver(MaskeAktualisieren,self);
end;

 

Observer-GUI
Bild 4

Dem GUI ist ein zweiter View hinzugefügt, der vom Observer mit bedient wird.

 

3. Automatische Aktualisierung durch selbstgeschriebene Ereignisroutinen
 
Die Fachklasse hat außer den üblichen Set.. / Get-Methoden zusätzlich Code zur Ereignisbehandlung. Will man sicherstellen, daß die Änderung eines jeden Attributwertes verarbeitet wird, so braucht jede betreffende Methode die Variable OnChanged, die in der GUI-Klasse referenziert wird und die Aktualisierung anstößt.

Hier wird mit einem selbstdefinierten Typ TNotifyChange gearbeitet. Delphi stellt einen Typ TNotifyEvent zur Verfügung, der mit Properties ähnlich arbeitet.
 

Notify
Bild 5

unit uPerson;
INTERFACE
// ======================================================================
type
  TNotifyChange = procedure of object;// Deklaration eines Methodenzeigertyps
 
  TPerson = class(TObject)
   private
    Name    : string;
    ...
   public
    OnChanged : TNotifyChange;        // Vereinbarung einer
    ...                               // Referenzvariablen/Ereignismethode
  end;

IMPLEMENTATION
// ======================================================================
...
procedure TPerson.SetGroesse (gr : real);
(* ----------------------------------------- *)
begin
  Groesse := gr;
  if assigned(OnChanged)             // Ereignis auslösen 
  then OnChanged;      
            
end;

procedure TPerson.Abnehmen;
(* ----------------------------------------- *)
begin
  Gewicht := Gewicht - 1;
  if assigned(OnChanged)              // Ereignis auslösen
  then OnChanged;
                    
end;

...
END. // ----- UNIT -------

 

In der GUI-Klasse sorgt die Methode Person.OnChanged in FormCreate dafür, daß bei jedem Event die GUI-Methode MaskeAktualisieren ausgeführt wird.

Leider kann das in bestimmten Fällen zu Problemen führen. Editfelder, die sich gut für kombinierte Ein- und Ausgabe eignen, dürfen nicht für die Ausgabe von Rechenoperationen angesprochen werden; es sind also andere GUI-Komponenten dafür erforderlich. Die korrekte Initialisierung von Gewicht und Groesse mit 0 führt zu einer Exception wegen der unerlaubten Division durch Null bei Errechnung des BMI.
Reine Textfelder sind unproblematisch.

unit uFenster;

INTERFACE
// ======================================================================
uses
  ...
  uPerson;

type
  TFensterFrm = class(TForm)
    GroesseLbl : TLabel;
    ...
   
    procedure FormCreate (Sender: TObject);
    procedure updModelBtnClick (Sender: TObject);
   
procedure AbnehmBtnClick (Sender: TObject);
   
procedure EndeBtnClick (Sender: TObject);

   private
    Person : TPerson;              // ---  Model PERSON
    procedure Init;
    procedure DatenAktualisieren;  // --- hier der Datentransport
    procedure MaskeAktualisieren;
   public
  end;

var
  FensterFrm: TFensterFrm;

IMPLEMENTATION
// ======================================================================
{$R *.DFM}

procedure TFensterFrm.FormCreate(Sender: TObject);
// ----------------------------------------------------------------------
begin
  FensterFrm.Init;
  Person := TPerson.Create;
  Person.OnChanged := MaskeAktualisieren; // Methodenzeiger mit Methode
end;                                      // verknüpfen

...
procedure TFensterFrm.DatenAktualisieren;
// ----------------------------------------------------------------------
// wie vorher

...
procedure TFensterFrm.updModelBtnClick(Sender: TObject);
// ----------------------------------------------------------------------
begin
  DatenAktualisieren;
end;

procedure TFensterFrm.MaskeAktualisieren;
// ----------------------------------------------------------------------
begin
  NameEdt.Text := Person.GetName;
  BmiEdt.Text  := FloatToStr(Person.HatBMI);
end;

procedure TFensterFrm.AbnehmBtnClick(Sender: TObject);
// ----------------------------------------------------------------------
begin
  Person.Abnehmen;
end;                                     

end. // ------ UNIT -------

Bewertung

1. Polling

Manuelles Polling (1.1. und 1.2) haben sich seit 10 Jahren im Unterricht bewährt und sind unaufwendig. An unserer Schule werden alle Programme, beginnend im Anfangsunterricht mit einer Fachklasse bis zu großen Projekten, in dieser Weise von den Schülern bearbeitet. Die Datenklassen sind frei von jeder technischen Erweiterung. Das erlaubt eine sehr einfache und klare OOA und Implementierung.

2. Observer Pattern Design

Viel Technik, wenig Erkenntnisgewinn (s.o.). Der Programmieraufwand pro observiertem Objekt ist so umfangreich, daß er sich für den Unterricht verbietet, wenn Schüler den kompletten Observer-Code schreiben sollten, zumal das durchaus nicht trivial ist. Eine Möglichkeit wäre, das ganze Paket als Bibliothek abzulegen.
Bei dieser als auch der dritten Variante bleiben Fachklassen nicht von proprietärem Code frei, der sie mit dem Betriebssystem verknüpft, was einer Portierung im Wege steht. Der schöne Anspruch, das in Fachklassen auch nur Anwendungsdaten und Anwendungslogik enthalten sein sollen, ist dahin.

3. Selbstgeschriebene Ereignisroutinen

Die selbstgeschriebene Ereignissteuerung ist eher eine Bastlerlösung. TNotifyChange ist ein Prozedurtyp, ein ebenso mächtiges wie undurchsichtiges Konstrukt. Onchange eine Prozedurvariable, also gleichermaßen Attribut und Prozedur und damit proprietär belastet. Die o. g. Restriktionen und Fehler lassen Zweifel an einen routinemäßigen Einsatz im Unterricht aufkommen.


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Literatur u. Links

  Hilfehandbuch Delphi 7
  Amrhein, B.: Designpattern für Graphische Benutzeroberflächen
                     http://www.hta-be.bfh.ch/~amrhein/Skripten/Swing/Pattern.pdf
  Höstklint, C.: Simple Observer Pattern
                      http://www.delphi3000.com/member.asp?ID=9713
  Paulus, H.: Das MVC-Konzept. (Schöne Präsentation)
                   http://informatikag.bildung-rp.de/assets/download/D1-Paulus-Farben.pps


 

©    04. Oktober 2008     Siegfried Spolwig

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